Trauer um Nelson Mandela
Mit Nelson Mandela verlieren wir den unbestreitbar bekanntesten Kämpfer gegen die Apartheid, ein Symbol für die Internationale Solidarität und die entscheidende Schlüsselfigur beim Übergang vom rassistischen zu einem demokratischen und multiethnischen Südafrika.
Mandelas Leben war untrennbar mit dem African National Congress (ANC) verbunden, dem er bereits 1944 als junger Mann beitrat. 1951 wurde er zum Präsidenten der ANC Youth League gewählt und im Jahr darauf führte er bereits die populäre gewaltfreie ANC-Kampagne zur Missachtung der unfairen Gesetze an. 1961 wurde Mandela Anführer von Umkhonto we Sizwe, dem bewaffneten Arm des ANC. Sein Widerstand führte ihn in den Untergrund und nach seiner Verhaftung im Jahr 1962 und der anschließenden Verurteilung im Rivonia-Prozess, in dem die Staatsanwaltschaft gegen ihn und seine zehn Mitangeklagten Genossen die Todesstrafe verlangt hatte, wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Insgesamt musste Mandela 27 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbringen, Jahre die ihn nicht gebrochen, sondern gefestigt hatten und ihn zum Symbol der Anti-Apartheid-Bewegung werden ließen.
Nach dem Ende der Apartheid und den ersten demokratischen Wahlen wurde Mandela erster schwarzer Präsident Südafrikas. Für seine Verdienste um die friedliche Beendigung des Apartheid-Systems wurde er völlig zu Recht mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Anders als die heutigen Kondolenzschreiben aus den Reihen der Bundesregierung vermuten lassen, betrachteten frühere Regierungsvertreter nicht das verbrecherische Apartheidregime, sondern den ANC und Nelson Mandela als Terroristen. Genau wie die US-amerikanische Regierung unter Ronald Reagan, die Mandela noch 1988 für seinen Kampf gegen das Apartheid-Regime als "Terrorist" auf eine sogenannte Terror-Liste gesetzt hatte, stand die Bundesrepublik jahrzehntelang auf der anderen Seite der Barrikade: Die militärische, wirtschaftliche, geheimdienstliche und nukleare Zusammenarbeit mit dem Apartheidstaat war eng und widersetzte sich konsequent allen internationalen Bemühungen um eine Isolation Südafrikas. Statt Solidarität mit der Widerstandsbewegung geriet auch hierzulande die Solidaritätsbewegung ins Fadenkreuz der konservativen Politik. Das kam nicht überraschend: Die BRD hatte insgesamt nie sonderlich viele Skrupel mit autoritären Regimen und Diktaturen zusammen zu arbeiten, solange die Verantwortlichen meinten, dass es den deutschen Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen diene. So wurden gegenüber Pinochets Chile, Suhartos Indonesien oder eben dem Apartheid Südafrika beide Augen in antikommunistischer Eintracht zugedrückt. Erinnert sei hier nur stellvertretend an Franz Josef Strauß, der immer einen guten Draht zum Südafrika der Apartheidszeit pflegte: 1983 erhielt er wegen seiner Unterstützung das Großkreuz des Ordens der Guten Hoffnung von Südafrika. Und noch am 01.02.1988 erklärte er öffentlich "nie in meinem 40jährigen politischen Leben habe ich eine so ungerechte und unfaire Behandlung eines Landes erlebt, wie sie Südafrika widerfährt."
Mandela war der Beweis, dass nichts bleiben muss wie es ist. Der Kampf für eine friedliche und gerechte Welt geht weiter!