Zur „Kongokonferenz“ vor 134 Jahren
Vor 134 Jahren begann die vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 in Berlin tagende „Kongokonferenz“. Reichskanzler Otto von Bismarck hatte die, neben dem deutschen Kaiserreich, anderen 13 damals in Afrika präsenten europäischen und überseeischen Mächte - u.a. Großbritannien, Frankreich, Belgien, Portugal, Italien, Spanien, das Osmanische Reich und die USA – ins Reichskanzlerpalais in der Berliner Wilhelmstraße eingeladen, um den Handel an den Flüssen Kongo und Niger zu regeln und ihre Einflusssphären auf dem afrikanischen Kontinent abzustecken. Nicht weiter überraschend: Kein einziger afrikanischer Teilnehmer war geladen worden, Afrika und die Afrikaner traten bei der Konferenz nur als Gegenstand europäischer Politik auf.
Besonders der belgische König Leopold II. machte Interessen am Kongogebiet geltend. Das führte zu Unstimmigkeiten und Konflikten zwischen den Kolonialmächten, die Bismarck durch multilaterale Abkommen entschärfen und kanalisieren wollte. Die Konferenz endete mit der Unterzeichnung der Kongoakte durch die beteiligten Staaten. Eine effizientere Kolonialisierung durch gegenseitige Akzeptanz der Kolonialmächte war die Folge. Im Ergebnis löste die Konferenz einen regelrechten Wettlauf um koloniale Besitzungen aus: Hatten sich 1876 gerade einmal rund zehn Prozent des afrikanischen Kontinents in europäischer Hand befunden, war der afrikanische Kontinent 1902 bis auf Äthiopien und Liberia lückenlos unter den Kolonialmächten, die willkürlich ihre Interessensphären absteckten und Landesgrenzen zogen, aufgeteilt. Millionen Tote Afrikaner*innen waren die Folge.
Grund genug für eine kritische Aufarbeitung der Kolonialgeschichte - wie sie auch im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD vereinbart ist - und eine Kehrtwende in der deutschen Afrikapolitik, die sich endlich an den Zielen einer fairen und solidarischen Zusammenarbeit orientieren muss. Davon will Günter Nooke, Angela Merkels persönlicher Afrikabeauftragter, aber nichts wissen: http://www.taz.de/!5538566/