Marine weiterhin auf Abwegen bei Traditionssuche
In den letzten Monaten hatte Jan Korte in zwei Kleinen Anfragen an die Bundesregierung nach dem „Umsetzungsstand des neuen Tradionserlasses in der Marine“ gefragt . Dabei ist herausgekommen, dass die Marine als Konsequenz des Traditionserlasses noch in diesem Jahr in ihren Stützpunkten in Kiel und Wilhelmshaven Straßen, Molen oder Häfen mit historisch belasteten Namen umbenennen will.
Anders sieht es jedoch bei Admiral Rolf Johannesson, einer der „Lichtgestalten“ der Marine, aus. Obwohl Johannesson noch kurz vor Kriegsende am 21. April 1945 als Seekommandant Elbe-Weser fünf Todesurteile gegen eine Widerstandsgruppe bestätigte, die die Insel Helgoland vor der drohenden Bombardierung und Zerstörung retten wollte, stellen Bundesverteidigungsministerium und Marine ihn nach wie vor als leuchtendes Vorbild dar, weil er sich angeblich äußerst selbstkritisch mit seiner Rolle und seinen Taten in der Nazizeit auseinandergesetzt hätte. Das Festhalten an einem Todesrichter wie Johannesson, der maßgeblich die Deutsche Marine mit aufgebaut hat, hängt in erster Linie mit seiner Bedeutung für das Selbstbild von Marine und Bundeswehr als saubere Truppe, die nichts mit dem NS und der verbrecherischen Wehrmacht zu tun gehabt habe, zusammen. Die Bundesregierung schafft es seit Jahren nicht tatsächliche Belege für ihre Ehrenrettung von Johannesson, der sich auch niemals selbst öffentlich zu den Todesurteilen geäußert hatte, aufzutreiben.
Deshalb ist es gut, dass es nun mit dem Aufruf „75 Jahre nach Kriegsende – Schluss mit der Tradition um Admiral Johannesson!“ eine breite Initiative für ein unabhängiges geschichtswissenschaftliches Gesamtgutachten über Johannesson gibt, zu dessen Erstunterzeichnern auch Jan Korte zählt:
"75 Jahre nach Kriegsende –Schluss mit der Tradition um Admiral Johannesson!"
Die Antworten der Bundesregierung auf die Kleinen Anfragen finden sich hier
"Umsetzungsstand des neuen Traditionserlasses in der Marine"