Grândola, Vila Morena
- I, Henrique Matos, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5871574
Heute vor 44 Jahren stürzte die von weiten Teilen der Bevölkerung getragene „Bewegung der Streitkräfte“ in Portugal die seit 1933 andauernde konservativ-autoritäre Diktatur des Estado Nuevo unter Salazar und Caetano. Die nahezu unblutige Nelkenrevolution vom 25. April 1974 beendete damit nicht nur die längste faschistische Diktatur in Europa, sondern auch die Kolonialkriege in Angola und Mosambik. Hunderte politische Gefangene konnten u.a. aus dem berüchtigten Geheimdienstgefängnis in Tarrafal auf den Kapverden befreit werden, eine Generalamnestie für Deserteure und Kriegsdienstverweigerer wurde erlassen, Großgrundbesitzer im Alentejo wurden enteignet und basisdemokratische Räte in Stadtteilen und Fabriken eingesetzt. In dem kurzen Sommer der Freiheit hatte Portugal für einige Zeit die demokratischste Verfassung Europas mit sozialistischen Grundelementen, die zum Beispiel die Verstaatlichung vieler Unternehmen beinhaltete. Menschen weltweit verbanden mit der Nelkenrevolution die Hoffnung, dass eine bessere Welt möglich ist. Und sie leitete die Phase der Demokratisierung im Süden Europas ein: Bald darauf endeten auch die Diktaturen in Griechenland und Spanien.
Die Bedeutung der Nelkenrevolution fasste der Historiker António Louçã so zusammen: „Die Erinnerung ist der Beweis, dass die Revolution manchmal sehr nahe ist, und dennoch machen wir sie nicht. Sie ist der Beweis, dass es sich lohnt, ohne elitären Hochmut für ganz einfache und anscheinend bescheidene Sachen zu kämpfen. Denn manchmal entstehen aus diesen die großen Revolutionen.“