Gründung der Antibolschewistischen Liga
Vor 100 Jahren wurde von Eduard Stadtler, einem Vertreter der sogenannten Konservativen Revolution und frühen Propagandisten eines nationalen Sozialismus, in der Berliner Lützowstraße die Antibolschewistische Liga gegründet sowie ein Generalsekretariat zum Studium und zur Bekämpfung des Bolschewismus eröffnet.
Stadler, der Leiter der Pressestelle des deutschen Generalkonsulats Moskau war, hatte kurz vorher unter Vermittlung des antisemitischen Bankiers Karl Helfferich für die Gründung größere Summen in bar von Paul Mankiewitz, dem Direktor der Deutschen Bank, und von Friedrich Naumann, dem ersten Vorsitzenden der am 20. November 1918 gegründeten Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Namensgeber der FDP-nahen Stiftung, erhalten.
Laut Stadtlers 1935 veröffentlichten Erinnerungen organisierte Mankiewitz ein Treffen von 50 hochrangigen Teilnehmern der Industrie-, Handels- und Bankenwelt am 10. Januar 1919. Nach Stadtlers Vortrag „Bolschewismus als Weltgefahr“ habe Hugo Stinnes geäußert, er halte jede Diskussion für überflüssig, er teile Stadtlers Ausführungen „in jedem Punkte“ und schlage vor, die deutsche Wirtschaft solle deshalb 500 Millionen Mark bereitstellen. Im Nebenzimmer sei diese Summe bewilligt worden und über die Verbände der Industrie, des Handels und der Banken auf das deutsche Kapital umgelegt worden. Ein neu gebildetes Kuratorium habe die Gelder verwaltet und u.a. an die SPD und die Freikorps ausgezahlt. Nach eigenen Angaben animierte Stadler kurz darauf Waldemar Pabst, den Kommandeur der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, zu der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht und ließ die Militäreinsätze der Freikorps gegen den Berliner Januaraufstand und die Auftragsmorde an Luxemburg und Liebknecht vom 15. Januar 1919 aus dem Fonds bezahlen.
Könnte das nicht auch für die Geschichtsaufarbeitung der Konservativen und Liberalen ein Thema sein?