Bundestags-Gutachten zweifelt deutsche Ablehnung von Reparationsforderungen an
Ein aktueller Artikel in der Welt befasst sich mit einem spannenden Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes zu den griechischen Reparationsforderungen aufgrund der deutschen Besatzung von April 1941 bis September 1944.
Während die Bundesregierung nach wie vor jegliche Wiedergutmachung ablehnt und entsprechende Forderungen zurückweist, kommen die Experten des Wissenschaftlichen Dienstes zu dem Ergebnis, dass die griechische Position durchaus berechtigt ist und empfehlen eine Klärung vor dem Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Ich hoffe, dass sich die Bundesregierung zu einem solchen Verfahren bereit erklärt. Spannend könnte auch werden, wie sich die neue konservative Regierung in Griechenland zu dem Thema positioniert.
Noch einmal zur Erinnerung: Dem Naziterror in Griechenland fielen rund 300.000 Griechinnen und Griechen zum Opfer. Mehr als 1000 Dörfer wurden ganz oder teilweise zerstört. Wehrmacht und SS verübten zahlreiche bis heute ungesühnte Kriegsverbrechen und Massaker. Die jüdische Bevölkerung Griechenlands wurde beinahe vollständig in die deutschen Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka transportiert und dort ermordet. Außerdem wurde Griechenland während des Zweiten Weltkriegs generalstabsmäßig durch die deutschen Besatzer ausgeraubt. Allein der Wert der dem Land 1942 auferlegten Zwangsanleihe beträgt nach heutigem Stand ohne Zinsen schätzungsweise 7 Milliarden Euro, mit Zinsen 11 Milliarden Euro.
WELT, 10.07.2019: "Bundestags-Gutachten zweifelt deutsche Ablehnung von Reparationsforderungen an"