„Hohe Nachfrage nach Bundesfreiwilligendienst trotz Corona“
Durch die Corona-Pandemie wurde auch der Bundesfreiwilligendienst (BFD) auf vielfältige Art und Weise betroffen. Einsatzstellen (z.B. Kindertagesstätten, Behindertenwerkstätten oder Sport- und Kulturvereine) mussten geschlossen werden, Seminare fielen aus. Jan Korte hatte deshalb kürzlich eine Kleine Anfrage „Entwicklung des Bundesfreiwilligendienstes und Auswirkungen der Corona-Pandemie“ an die Bundesregierung gerichtet.
Nun liegt die Antwort vor und sie zeigt, dass die Auswirkungen von Covid-19 auf den Bundesfreiwilligendienst bislang offenbar nicht so gravierend sind, wie zu befürchten war. Demnach leisteten im August 35.273 Menschen einen Bundesfreiwilligendienst in zahlreichen sozialen und gesellschaftlichen Bereichen sowie im Zivil- und Katastrophenschutz ab. Die Zahl liegt damit nur um 200 sehr geringfügig unter dem Vorjahreswert. Allerdings muss man die weitere Entwicklung genau im Blick behalten und es bleibt zu hoffen, dass die Bundesregierung dann bei Bedarf auch schnell reagiert.
Ein Ergebnis der Anfrage: Die Corona-Pandemie scheint gerade in Ostdeutschland den Trend zu verstärken, dass insbesondere Ältere, die auf dem regulären Arbeitsmarkt keinen Job finden, in den Freiwilligendienst gehen. Denn dort finden sie immerhin eine Beschäftigung, auch wenn diese schlecht bezahlt ist.
„Dass ist eine extrem problematische Entwicklung und überhaupt nicht Sinn der Sache. Die Bundesregierung steht in der Pflicht zu verhindern, dass durch den Bundesfreiwilligendienst reguläre Arbeitsplätze ersetzt werden oder gar nicht erst entstehen. Sie muss deshalb endlich eine valide Überprüfung der Arbeitsmarktneutralität der Freiwilligendienste durchführen und gegebenenfalls gegensteuern“, kommentiert Jan Korte den Fakt, dass die Bundesregierung die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt gerade einmal anhand von 18 (in Worten: achtzehn) der bis zu 40.000 Bufdis überprüft.
Positiv hingegen ist, dass die Bundesregierung ankündigt sie prüfe immerhin die Einführung kostenfreier oder vergünstigter Tickets für den ÖPNV für Absolventen von Freiwilligendiensten analog zur seit Januar 2020 geltenden Regelung, nach der Bundeswehrangehörige kostenlos mit der Deutschen Bahn fahren dürfen. Warum sie eine Gleichbehandlung nicht einfach schon längst beschlossen hat bleibt jedoch ihr Geheimnis.
„Ich erwarte, dass die Bundesregierung nicht ewig prüft, sondern endlich handelt und auch die Dienstfahrten für FSJ-ler und Bufdis kostenlos werden. Gerade jetzt in Corona-Zeiten sollte doch spätestens auch der Bundesregierung klargeworden sein, dass Freiwilligendienstleistende, die eine wichtige Arbeit für die Gesellschaft leisten, ebenso übrigens wie die Aktiven der Freiwilligen Feuerwehren, des THW oder das Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeheimen, mehr als nur warme Worte brauchen. Ihr Einsatz für die Gesellschaft darf nicht länger von staatlicher Seite auf respektlose Art relativiert werden“, so Korte weiter.
Über die Antwort berichtet heute die Augsburger Allgemeine:
„Hohe Nachfrage nach Bundesfreiwilligendienst trotz Corona“ (Augsburger Allgemeine vom 16.9.2020)