Jan Korte, MdB (DIE LINKE) (www.jan-korte.de)

Corona bekämpfen, Ungerechtigkeit beenden!

Rede von Jan Korte in der Aktuellen Stunde zu den Beschlüssen des Treffens von Kanzlerin Merkel mit den MinisterpräsidentInnen der Länder

27.01.2021
Jan Korte, DIE LINKE: Corona bekämpfen, Ungerechtigkeit beenden

Jan Korte (DIE LINKE): 

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Kollege Theurer, das war eine stabil marktradikale Rede, 

(Michael Theurer (FDP): Was?)

wie man sie von der FDP erwartet, hilft aber in dieser Pandemie leider überhaupt gar nicht.

Ich möchte heute darüber sprechen: „Was bewegt eigentlich die Leute in diesem Land?“, und da müssen wir natürlich auch über die Frage sprechen: Wer trägt eigentlich Verantwortung für die Situation, in der wir sind, sowohl für das, was klappt, als auch für das, was nicht klappt?

Zunächst einmal möchte ich über die Frage des Impfens sprechen. Das ist angekündigt worden und mit so viel Hoffnung verbunden, dass es besser wird. Die Realität ist katastrophal. Ein ganz konkretes Beispiel: Ich habe mit meiner Oma gesprochen - sie ist 94 -; sie hat bis heute keinen Impftermin. Es ist eine Katastrophe, wie hier vorgegangen worden ist, und ich frage mich: Wer trägt dafür eigentlich die politische Verantwortung? Sie, Herr Gesundheitsminister, machen sich einen ganz schlanken Fuß und schieben das auf die EU. Aber Sie sind da doch wohl irgendwie involviert gewesen. Ich finde, das muss aufgearbeitet werden.

(Beifall bei der LINKEN - Karin Maag (CDU/CSU): Impftermine machen die Länder!)

Und eines will ich noch mal deutlich sagen: Liebe Freunde von der FDP, diesen Impfstoff in so kurzer Zeit zu entwickeln, das hätte es ohne den Staat gar nicht gegeben. Um das hier klar zu sagen: Millionen Euro Steuergelder sind dort hineingeflossen; da hätte der Markt einen Scheiß geregelt, um das mal ganz deutlich zu sagen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Wenn das so ist - und das haben Sie selbst, Herr Gesundheitsminister, in Ihren Gesetzen so festgelegt -, wenn so viele Steuergelder geflossen sind, dann ist es doch wohl das Mindeste, dass nunmehr die Lizenzen freigegeben werden, 

(Beifall bei der LINKEN)

damit andere Unternehmen den so dringend benötigten Impfstoff produzieren können. Das ist ja wohl das Mindeste nach so vielen Millionen Euro. Und das wird im Übrigen die Gewinne der Pharmaunternehmen sicherlich nicht schmälern.

Dann will ich zum Zweiten etwas dazu sagen, was diese Pandemie offengelegt hat - worauf wir schon öfters hingewiesen haben und viele andere Wissenschaftlerinnen, Soziologen und andere auch -, nämlich die schreiende Ungerechtigkeit in diesem Land. Die gab es nämlich schon vor der Pandemie. Sinnbildlich konnte ich es heute Morgen in der S-Bahn erkennen. Da ist es schön, dass ich als Abgeordneter und die, die ordentlich Kohle verdienen, denen es gut geht, die sicheren FFP2-Masken haben. Aber die, die in Kurzarbeit sind, die nicht wissen, wie sie durch den Monat kommen sollen, erkennt man daran, dass sie die billigen, nicht so sicheren OP-Masken haben. Das ist ein unerträglicher Zustand, und deswegen müssen die Regierung und der Staat, wie es gemäß Infektionsschutzgesetz übrigens möglich ist, FFP2-Masken zentral beschaffen, den Preis deckeln und für alle zur Verfügung stellen. Diese Zustände sind unerträglich.

(Beifall bei der LINKEN)

In diesem Zusammenhang will ich schon mal näher darauf eingehen und fragen: Wer trägt dafür eigentlich die Verantwortung? Wir alle haben die neuen Oxfam-Zahlen sicherlich gelesen. Man muss sich das mal reinziehen: Während dieser Coronakrise, wo Leute in Kurzarbeit sind und nicht wissen, ob sie am Ende des Monats noch einen Job haben, wächst die Zahl der Milliardäre in Deutschland von 114 auf 116. Man muss sich diese Perversität einmal reinziehen und überlegen, was hier eigentlich falsch läuft. Man muss doch mal sehen, wie es bei Leuten ankommt, wenn ein DAX-Vorstand durchschnittlich 5,6 Millionen Euro Jahresgehalt hat. Dafür müsste eine Pflegekraft 156 Jahre arbeiten. Hier stimmt doch etwas nicht, liebe Kolleginnen und Kollegen! Hier brauchen wir dringend eine Kurskorrektur.

(Beifall bei der LINKEN - Zuruf des Abg. Tino Sorge (CDU/CSU))

Zum Dritten möchte ich noch eine Anmerkung zu den Krankenhäusern machen. Laut „Berliner Zeitung“ von letzter Woche - man glaubt ja, man liest nicht richtig -  sind im Jahre 2020, wo in diesen Horrorzeiten der Pandemie so viele Leute sterben, wo sich Leute auf den Intensivstationen totarbeiten - man muss sich das mal reinziehen -, allen Ernstes 21 Kliniken in Deutschland geschlossen worden. Was sind das denn, bitte schön, für Zustände?

(Zuruf des Abg. Armin-Paulus Hampel (AfD))

1991 gab es 2 411 Krankenhäuser in Deutschland, heute sind es nur noch 1 940. Was für ein unerträglicher Skandal!

(Beifall bei der LINKEN)

Und um es auf den Punkt zu bringen, wo das Problem ist: Krankenhäuser müssen keinen Profit abwerfen, sondern sie müssen bestmöglich Patienten gesund machen. Das muss die Maxime in der Politik sein, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei der LINKEN)

Deswegen ist es von zentraler Bedeutung: Krankenhäuser gehören in staatliche, in öffentliche Hand, und Krankenhäuser gehören eröffnet und nicht geschlossen, gerade in den ländlichen Gebieten, um Ihnen das mal klar zu sagen. Diese falsche Politik haben Sie zu verantworten!

(Beifall bei der LINKEN)

Was also ist zu tun? Wir haben einige Vorschläge gerade vorgetragen. Ich glaube, dass es, weil Politik, Frau Kanzlerin, ja auch etwas mit Symbolik zu tun hat, geboten ist, dass man sich nicht ständig nur mit Autobossen und solchen Leuten trifft, sondern dass es wäre gut, einen Sozialgipfel zu machen, um sich mal mit den Leuten zu treffen, die an der Kasse sitzen oder in den Schlachthöfen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten, damit man mal mitbekommt, was an der Basis unserer Gesellschaft eigentlich so abgeht.

(Zuruf von der AfD: Zum Thema!)

Der Irrweg des Personalabbaus, der Privatisierung, besser gesagt: der Verscherbelung von öffentlichem Eigentum, muss beendet werden. Der Profit um jeden Preis, gerade im Gesundheitswesen, ist tödlich, liebe Kolleginnen und Kollegen. Hier brauchen wir Umkehr.

(Beifall bei der LINKEN)

Letzte Anmerkung; das will ich auch noch ansprechen. Angesichts dieses unerträglichen Chaos im Bildungssystem frage ich: Wer trägt dafür eigentlich die Verantwortung? Vielleicht brauchen wir dringend eine neue Föderalismuskommission, die sich mal mit dieser Frage auseinandersetzt. Und die Bundesbildungsministerin - Karliczek heißt sie, glaube ich - ist ja bis jetzt wirklich nur dadurch aufgefallen, sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Andi Scheuer um die Position des schlechtesten Ministers zu liefern. Das ist unerträglich in dieser Situation.

(Zuruf des Abg. Thorsten Frei (CDU/CSU))

Wir brauchen Top-Schulen, einen starken Sozialstaat, und das Ganze kann nur funktionieren, wenn wir das endlich mal wieder ordnen und vor allem auf die hören, die in den Schulen arbeiten, und auf die, die, nebenbei gesagt, alles versuchen, um ihre Kinder unter schwierigsten Bedingungen durch diese Pandemie zu bringen. 

In diesem Sinne sollten Sie handeln. Da haben Sie jetzt echt viel zu tun und leider sehr viel verpennt.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)

https://youtu.be/kPmX_2x7LTU

Unsere Krankenhäuser dürfen nicht sterben!

Das Klinikum Bernburg wird nach Plänen des Betreiberkonzerns AMEOS im Mai die Stationen für Chirurgie und Innere Medizin schließen. Seit kurzem ist bereits die Notaufnahme für allgemeine Fälle geschlossen, Notfallpatientinnen und -patienten werden nach Schönebeck oder Aschersleben verwiesen. Wir wehren uns gegen die Einsparungen auf Kosten unserer Gesundheit ...
Lesenswert
  • 01.08.2022, Wahlkreis

    Neue Wahlkreiszeitung "Korte konkret" erschienen

    Ab sofort ist die neue Wahlkreiszeitung „Korte konkret“ erhältlich. Wieder vier Seiten voll mit Infos zur Arbeit von Jan Korte im Wahlkreis und im Bundestag. Im Mittelpunkt der aktuellen Ausgabe stehen diesmal die massiv steigenden Lebenshaltungskosten und die Forderung der LINKEN nach einer umfangreichen und wirksamen Entlastung, insbesondere für Senioren und Familien mit kleinen und mittleren Einkommen.
Presseecho
  • 29.09.2022, Presseecho

    Kleine und unabhängige Verlage in Gefahr – Förderung ist jetzt bitter nötig!

    Kleine Verlage haben keine Verhandlungsmacht. Sie können nicht direkt mit Vertrieb, Barsortiment und Handel verhandeln. Amazon diktiert weitgehend das Geschehen und das hat aktuell katastrophale Auswirkungen für die Buchbranche: Denn die während der Coronakrise an Amazon gelieferten Bücher gehen jetzt palettenweise als Remittenden an die kleinen Verlage zurück ...
Vernetzt
Zum Seitenanfang springen, Zur Navigation springen, Zum Inhalt springen.