Jan Korte, MdB (DIE LINKE) (www.jan-korte.de)

75 Jahre 20. Juli 1944

20.07.2019
Jan Korte

Am 20. Juli 1944, genau vor 75 Jahren, wagte eine größere Gruppe deutscher Offiziere um Friedrich Olbricht Stauffenberg und Henning von Tresckow in Verbindung mit dem zivilen Widerstand um Beck, Goerdeler und Mitgliedern des "Kreisauer Kreises" den Sturz des Hitler-Regimes, der allerdings aufgrund eines missglückten Bombenattentats auf Hitler scheiterte und noch am selben Tag blutig von den Nazis niedergeschlagen wurde. In den Wochen danach wurden Tausende von Regimegegnern festgenommen, die genaue Zahl der Ermordeten ist nicht bekannt.

Für die LINKE ist dieser Tag Anlass, um an alle mutigen Frauen und Männer zu erinnern, die dem verbrecherischen Terrorregime in unterschiedlichster Form Widerstand entgegenbrachten, egal ob sie aus der Arbeiter*innenbewegung, christlichen oder bürgerlichen Kreisen kamen.

Die Breite und Vielfalt des Widerstands gegen den Nationalsozialismus in der Erinnerungskultur zu verankern, war ein mühsames Unterfangen. Vieles wurde dabei ignoriert, verdrängt, vergessen. Erst seit 1989/1990 hat sich ein vielfältiges, Entwicklungslinien, Brüche und Widersprüche akzeptierendes Bild vom Widerstand gegen den NS weitgehend in der Gesellschaft durchsetzen können. Dies war ein langer Kampf. Grundsätzlich wurde der Widerstand gegen den NS in der antikommunistisch geprägten jungen Bundesrepublik mit nur wenigen Ausnahmen negativ bewertet. Lediglich die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer selbst oder ihre Angehörigen versuchten, die Erinnerung an die Toten aufrechtzuerhalten. Viele von ihnen wurden auch nach der Befreiung als "Verräter" angesehen und offen als solche bezeichnet.

Um Demokraten oder lupenreine Widerstandskämpfer handelte es sich bei den aus dem militärischen Widerstand stammenden Regimegegnern des 20. Juli nicht. Im Gegenteil; etliche unterstützten Hitler anfangs und die wenigsten hatten das Ziel zur parlamentarischen Demokratie der Weimarer Republik zurückzukehren.

Einige hatten den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes schon früh erkannt und waren seit den 1930er Jahren dagegen aktiv. Etliche Militärs wollten nicht länger an den Verbrechen im NS-Vernichtungskrieg im Osten teilnehmen. Andere hingegen wollten, angesichts der militärischen Situation und der sich nach der Niederlage der Wehrmacht bei Stalingrad abzeichnenden Niederlage, nicht viel mehr, als ihre eigene Haut retten.

Bei aller berechtigten Kritik am Widerstand des 20. Juli:

Von zentraler Bedeutung war ihnen, neben der Beendigung des Krieges, die Wiederherstellung des Rechtsstaates und das Ende staatlicher Willkür:

"Erste Aufgabe ist die Wiederherstellung der vollkommenen Majestät des Rechts. Die Regierung selbst muss darauf bedacht sein, jede Willkür zu vermeiden, sie muss sich daher einer geordneten Kontrolle durch das Volk unterstellen." (Aus der für den 20. Juli 1944 geplanten Regierungserklärung.)

Die Einsicht, dass Unrecht keinen Verrat kennt, musste in der jungen Bundesrepublik hart erkämpft werden und gerade heute wieder gegen die Feinde der Demokratie und Ewiggestrige verteidigt werden. Denn während ein Teil der "Vogelschiss"-Partei den Hitler-Attentäter Graf von Stauffenberg in Nazi-Manier nach wie vor als "Verräter" und "Feigling" bezeichnet, unternimmt ein anderer den absurden Versuch den Widerstand des 20. Juli gar für seine nicht weniger rechten Ziele zu vereinnahmen. Dies darf und wird ihnen niemals gelingen!

 

 

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