„Die Opfer sind überhaupt nicht bei uns präsent!“
Der deutsche Vernichtungskrieg im Osten - Woran erinnern? Wessen Gedenken? - Podiumsdiskussion
Der Vernichtungskrieg der Nazis in Ostmitteleuropa hinterließ eine unvorstellbare Spur menschlichen Leids und traumatisierte nachkommende Generationen der Opfer. Beschämend wenig ist davon in der heutigen deutschen Öffentlichkeit bekannt. Obwohl CDU, CSU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart haben „bisher weniger beachtete Opfergruppen des Nationalsozialismus“ anzuerkennen, ihre Geschichte aufarbeiten zu wollen und „in der Hauptstadt das Gedenken an die Opfer des deutschen Vernichtungskrieges im Osten im Dialog mit den osteuropäischen Nachbarn“ zu stärken, ist DIE LINKE im Bundestag bisher die einzige Fraktion, die das Thema aufgegriffen und einen entsprechenden Antrag (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/049/1904917.pdf) vorgelegt hat.
Deshalb war es gut, dass gestern Abend im Ort der Information des Denkmals für die ermordeten Juden Europas die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion „Der deutsche Vernichtungskrieg im Osten – Woran erinnern? Wessen Gedenken?“ stattfand und sehr gut besucht war. Und die Diskussion war ziemlich spannend. Gleich zu Beginn brachte Uwe Neumärker, der Direktor der Stiftung Denkmal, in seiner Begrüßung auf den Punkt, worum es erinnerungspolitisch jetzt gehen muss:
Wir brauchen kein nationalisiertes Gedenken etwa in Form eines Polendenkmals, sondern einen Gedenkort für alle Opfer des NS-Vernichtungskrieges, der sich der Aufklärung verpflichtet fühlt. Neumärkers Vorschlag für ein Dokumentationszentrum der deutschen Besatzungsherrschaft von 1939-1945, in dem umfassend die jeweilige Spezifik in den überfallenden Ländern dargestellt wird, stieß dabei auf viel Zustimmung. In seinem Beitrag machte Jan Korte deutlich, dass selbstverständlich eine angemessene Lösung zeitnah gefunden werden kann. Dafür müsse aber jetzt die Debatte endlich auch im Parlament geführt und der politische Wille, die Vereinbarung im Koalitionsvertrag umsetzen zu wollen, insbesondere auf Seiten der SPD erkennbar werden.