Aufarbeitung der Verbrechen in der Colonia Dignidad
Öffentliches Fachgespräch der Fraktion DIE LINKE
Aufarbeitung der Verbrechen in der Colonia Dignidad
25.02.2016 10:30 Uhr bis 12:00 Uhr
Clara-Zetkin-Saal, Reichstagsgebäude, Eingang West, Platz der Republik 1, 10117 Berlin
Die 1961 von dem Deutschen Paul Schäfer unter dem Namen Colonia Dignidad (heute „Villa Baviera“) gegründete Siedlung deutscher Staatsbürger im Süden Chiles und die Aktivitäten ihrer Bewohner sind in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig Gegenstand öffentlichen Interesses und zahlreicher Gerichtsverfahren sowie politischer Auseinandersetzungen gewesen. In der Colonia Dignidad wurden über Jahrzehnte hinweg auf systematische Art und Weise schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen:
Während der chilenischen Militärdiktatur (1973-1990) arbeitete die Kolonie eng mit dem chilenischen Militär und dem Geheimdienst zusammen. In einem Folterlager der Geheimpolizei DINA in der Colonia Dignidad wurden hunderte chilenische Regimegegnerinnen und Regimegegner gefoltert und Dutzende ermordet.
Außerdem richtete sich der Terror der stramm antikommunistisch ausgerichteten Sektenführung aber auch gegen die eigenen Bewohnerinnen und Bewohner, die ebenfalls Opfer von Sklavenarbeit, Folter und sexuellen Misshandlungen in der von Stacheldraht umzäunten Siedlung wurden.
Eine Delegation des chilenischen Opfer und Menschenrechtsverbandes Asociacion por la Memoria y los Derechos Humanos Colonia Dignidad (AMCD), der sich seit vielen Jahren für die juristische und historische Aufarbeitung der Colonia-Verbrechen einsetzt, weilt derzeit auf Einladung des Auswärtigen Amtes in der Bundesrepublik, um die Suche nach gemeinsamen erinnerungspolitischen Maßnahmen mit dem Ziel der Errichtung einer Gedenkstätte in der Colonia Dignidad auf den Weg bringen.
DIE LINKE fordert seit vielen Jahren, dass sich die Bundesregierung stärker ihrer Verantwortung für die Aufarbeitung der Verbrechen in der Colonia Dignidad stellt.
So stellte die Fraktion bereits in der letzten Legislaturperiode eine Anfrage zu den Unterlagen des BND über die Colonia Dignidad und eine weitere zur Situation in dieser Sekte.
Neben einer intensiveren Kooperation mit Chile auf juristischer Ebene und der Unterstützung erinnerungspolitischer Maßnahmen gehört dazu u.a. auch die Aufarbeitung der eigenen Verstrickungen in dieses dunkle Kapitel deutscher Außenpolitik.
An dem Fachgespräch nehmen teil:
- Jan Korte, stellvertretender Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE.
- Margarita Romero – Vorsitzende der AMCD
- Magdalena Garcés - Menschenrechtsanwältin
- Myrna Troncoso – Schwester des Verschwundenen Ricardo Troncoso, Vorsitzende der Agrupación de Familiares de Detenidos Desaparecidos Talca
- Rosa Merino – Schwester des Verschwundenen Pedro Merino, Mitglied der Agrupación de Familiares de Detenidos Desaparecidos
- Adriana Bórquez – Folterüberlebende Colonia Dignidad
- Erick Zott – Folterüberlebender Colonia Dignidad
- Luis Peebles - Folterüberlebender Colonia Dignidad
- Dieter Maier – ehm. Amnesty International, Buchautor zu Colonia Dignidad
- Jan Stehle – FDCL, Doktorand zum Thema „Deutsche Außenpolitik und MR – Der Fall Colonia Dignidad“
- Petra Schlagenhauf– Rechtsanwältin, Nebenklagevertreterin im Fall Colonia Dignidad
- Winfried Hempel – ehem. Bewohner der Colonia Dignidad und Rechtsanwalt (Chile)
- Gudrun Müller – ehem. Bewohnerin der Colonia Dignidad, Nebenklägerin im Verfahren gegen Hartmut Hopp
Im Anschluss an das Fachgespräch besteht die Möglichkeit zu Hintergrundgesprächen und Interviews mit den Teilnehmern.
Eine Anmeldung mit dem folgenden Formular ist unbedingt erforderlich.