"Kämpfer und Kumpeltyp"
Zum Tod von Norbert Blüm
Norbert Blüm starb gestern im Alter von 84 Jahren. Mit ihm verliert die Union einen Vollblutpolitiker der alten Schule und den letzten ausgewiesenen Vertreter der katholischen Soziallehre. Als Typ mit Ecken und Kanten, aber auch klaren Überzeugungen, war Blüm streitbar und unbequem bis zuletzt. In seiner eigenen Partei wegen seiner sozialpolitischen Positionen als „Herz-Jesu-Marxist“ verspottet, stand er insbesondere nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Bundespolitik oft auf der richtigen Seite. Seine Kritik an der Agenda 2010 brachte er mit einem klaren „Hartz ist Pfusch“ zum Ausdruck. Respekt verdienen seine zahlreichen Menschenrechtsaktivitäten. Bereits 1987, als seine Partei noch eng mit der Pinochet-Diktatur und der deutschen Sekte Colonia Dignidad verbandelt war, reiste er nach Chile, um die dortigen Menschenrechtsverletzungen zu überprüfen und setzte sich für verfolgte Regimegegner ein. Weitere Aktionen in anderen Konflikten, u.a. mit seinem Freund Heiner Geißler, folgten. Ein Linker war er nicht und natürlich lag er auch nicht immer richtig, wie mit seinem Versprechen der "sicheren Rente". Aber immer hatte er als Humanist das Herz am richtigen Fleck. Seine Bekanntheit auch im hohen Alter nutzte er 2016, um seine Partei für ihre kaltherzige und unchristliche Flüchtlingspolitik zu kritisieren und die miserablen Zustände in den griechischen Flüchtlingscamps, die er als „Anschlag auf die Menschlichkeit“ und „Kulturschande“ bezeichnete, anzuprangern. Er wird fehlen.