Umkämpftes Gebiet
75 Jahre erinnerungspolitische Auseinandersetzung
75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und nach der Befreiung vom Nazi-Faschismus verhindert eine weltweite Pandemie das öffentliche Erinnern an dieses Ereignis weitgehend. Veranstaltungen zum Gedenken an die Millionen Toten, die der deutsche Angriffs- und Vernichtungskrieg gekostet hat, konnten nicht oder nicht in der geplanten Form stattfinden. Hierzulande wurde der für den 8. Mai geplante Staatsakt vor dem Reichstagsgebäude abgesagt. Viel mehr war allerdings staatlicherseits auch nicht geplant und ob es ein großes Bedauern über die Absage innerhalb der Bundesregierung gegeben hat, kann getrost bezweifelt werden. Denn sich der eigenen Vergangenheit zu stellen und – gern auch streitbar – Folgerungen für heute daraus zu ziehen, ist leider immer noch keine Selbstverständlichkeit. Die Ursachen liegen vor allem in dem über Jahrzehnte staatlich sanktionierten und gesellschaftlich mehrheitsfähigen Antikommunismus sowie der langlebigen Legende von der sauberen Wehrmacht. Bis heute fehlt ein zentraler Gedenkort für die Millionen Opfer der deutschen Besatzungspolitik und des NS-Vernichtungskrieges im Osten. Es wird Zeit, dass wir ihrer gedenken.